Ein ziemlich interessantes Flugzeug hat Flysimware mit der japanischen Mitsubishi Mu-2B-60 für den FSX und Prepar3D umgesetzt. Viel Licht, viel Schatten – so lässt sich die als Hochdecker ausgelegte Turboprop-Maschine am besten beschreiben. Systemtiefe, das 3D-Modell und Flugdynamiken können überzeugen, während die Texturen und Teile des Sounds eher unteres Mittelmaß sind.  Trotzdem muss gesagt werden: Der Entwickler verbessert sich kontinuierlich. Genaueres zum Add-On findet ihr in unserem flusinews.de Add-On Check.

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Fakten Vorab

Mit der MU-2 produzierte der japanische Hersteller Mitsubishi zwischen 1956 und 1986 eine als Schulterdecker ausgelegte, zweimotorige Turboprop-Maschine mit Druckkabine.
Mark Taylor von Flysimware hat sich des Flugzeugs angenommen und für den FSX sowie Prepar3D umgesetzt. Als Download-Version ist die MU-2B-60 im Flysimware-Shop erhältlich, und zwar für rund $42. Wer andere Händler bevorzugt, kann das Produkt auch bei großen Resellern wie dem simMarket oder dem FlightSimStore erwerben. Für die Installation muss eine Seriennummer eingegeben werden.

Das Flugzeug

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Vom 3D-Design her ist das Außenmodell sehr gut gelungen. Das außergewöhnliche Aussehen der MU-2-60 kommt im Flugsimulator sehr gut zur Geltung – zweifelsohne ein netter Kontrast zu den sonst so üblichen Turboprops. Egal ob Scheibenwischer, der Kabineninnenraum oder auch die Turbinen und Lichter, hier wurde penibel gearbeitet. In Sachen Details steht Flysimware anderen Konkurrenten wie beispielsweise Carenado tatsächlich in nichts nach, dies zeigt sich auch an der akkuraten Nachbildung des Fahrwerks; selbst kleine Muttern und Schläuche wurden modelliert, außerdem weiß die Animation des Landing Gears zu überzeugen.

In Sachen Texturen muss sich bei Flysimware allerdings noch viel tun, denn hier liegt der Entwickler leider immer noch meilenweit hinter der Konkurrenz zurück. An der Schärfe liegt es nicht, die ist in Ordnung. Aber das Flugzeug wirkt von außen teilweise wie ein Spielzeug aus Plastik. Auch die Reflexionen wollen irgendwie nicht so richtig passen.

Im virtuellen Cockpit dann die Überraschung: Hatte Mark Taylor hier eine spontane Eingebung und konnte schöne Texturen erstellen? Ja und Nein. Farblich sehr gelungen ist das Instrumentenbrett zusammen mit den Circuit Breakern an der linken Seite. Das sieht zusammen mit den 3D-Instrumenten wirklich gut aus – insbesondere in der Nacht! Die Ledertexturen in Cockpit und Kabine sowie die Holzvertäfelung machen das Gesamtbild dann aber wieder kaputt, leider.

Denn sonst kann sich das Cockpit sehen lassen: Viele Details, Schalter, Knöpfe und Instrumente wurden dreidimensional nachgebildet. Bis auf die Pilotensitze, welche ein paar mehr Polygone vertragen hätten und so derzeit eher für Rückenschmerzen sorgen dürften, gibt es vom „Modelling“ her nichts zu kritisieren. Hier gäbe es zum Beispiel die Möglichkeit, die Texturarbeit zu outsourcen.

Systeme und Flugdynamiken

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Wie so oft bei Flymsimware weiß die Systemtiefe weit besser zu überzeugen als die Optik. Die Avionik im Cockpit ist nicht sonderlich kompliziert, als Autopilot kommt der Sperry SPZ-500 zum Einsatz, ein Standard Garmin GNS 530 mit VNAN-System ist vorinstalliert. Beide Geräte tun ihren Dienst ohne Probleme und sind leicht zu bedienen. Wer ein Wetterradar benutzen will, der benötigt allerdings das Reality XP WX500. Für Nutzer des Flight1 Garmin GTN 750 steht eine passende Version bereit.

Der Anlassvorgang der Triebwerke wurde realistisch nachgebildet – besonders die Umsetzung der Start-Locks ist hier positiv hervorzuheben. Auch die Druckkabine hat Mark Taylor nicht vernachlässigt und entsprechend umgesetzt. Nicht zuletzt wurden bei den Condition-Levers auch die Besonderheiten einer Turboprop mit integrierter Getriebebox beachtet; die Mu-2 unterscheidet sich in dieser Hinsicht nämlich von anderen Flugzeugen wie z.B. der King Air.

Die Flugdynamiken der MU-2 sind meistens sehr gutmütig – sie „zickt“ selten herum und lässt sich sehr entspannt fliegen. Lediglich während des Endanfluges wird die Maschine etwas nervös, sodass der Pilot den Kurs öfter korrigieren muss und relativ viel Handarbeit angesagt ist. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 250 Knoten ist man relativ schnell unterwegs, was besonders auf längeren Strecken ein wahrer Segen ist. Von der Motorisierung bewegt sich das Flugzeug im Mittelfeld – die MU-2 ist weder über-, noch untermotorisiert. Mehr als genug Kraft hat sie trotzdem.

Insgesamt wirkt das Flugverhalten also durchaus plausibel, auch wenn dieses selbstverständlich nicht auf einem Level mit Add-Ons von A2A oder RealAir ist – dafür fehlen einfach die Spezialeffekte.

Sound und Performance

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Wie auch schon bei der Cessna 441 Conquest II fällt das Urteil zum Sound gemischt aus: Im Cockpit kann er auf voller Linie überzeugen, die Turbinen und der Propeller klingen schön voll, auch die Geräusche der Schalter wurden umgesetzt. Außen dominiert die Turbine allerdings viel zu sehr, während der Propeller-Sound fast komplett untergeht. Hier müsste also definitiv noch ein Update folgen, damit dieses Manko behoben wird – die vom realen Flugzeug aufgenommenen Sounds sind nämlich prinzipiell sehr authentisch und haben viel Potenzial.

In Sachen Performance hingegen gibt es nichts zu meckern, denn die MU-2 zerrt nicht wirklich stark an der Rechenleistung. Alle Flüge verliefen stets problemlos und ruckelfrei – so soll das sein.

Das Fazit

Die Mitsubishi MU-2-60 von Flysimware macht es einem schwer, ein klares Fazit zu ziehen. Das Produkt hat seine Stärken definitiv bei den inneren Werten – Systeme und Flugdynamiken überzeugen und machen einen realistischen Eindruck. Auf der anderen Seite liegt die Optik – trotz merklicher Verbesserungen seitens Flysimware – Jahre hinter dem derzeit Möglichen zurück. Trotzdem: Wer sich für außergewöhnliche Flugzeuge interessiert und den etwas hohen Kaufpreis nicht scheut, der kann sich durchaus überlegen, hier zuzuschlagen. Alle anderen müssen entscheiden, ob die über die mäßigen Texturen hinwegsehen können beziehungsweise wollen.

Entwickler:Flysimware
Lizenz:Payware
Preis:$41,99 (ohne MwSt)
Erscheinungsjahr:2015
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D, Prepar3D v2
Produktseite:Flysimware Flystore

Pro

  • detailliertes 3D-Modell
  • plausible Flugdynamiken
  • überzeugende Systemumsetzung
  • interessantes Flugzeug

Contra

  • Sound klingt von außen nicht gut
  • Texturen wirken zu künstlich
  • Preis etwas zu hoch

Auszeichnungen

-keine

 

Frank Kuhn für flusinews.de

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Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC

Hersteller, Produktbezeichnung: HP, Pavillion Slimline
Betriebssystem: Windows Vista Home Premium 64 Bit, Direct X9/X10
verwendete Flusi Version: FSX Gold

Prozessor: Core 2 Duo E7400 2x 2.80GHz
Arbeitsspeicher: 8GB
Grafik: NVidia GeForce GT 220
Festplatte: 640GB SATA 3,0 GB/Sekunde

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Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

Bisher 6 Kommentare

  1. Ehrlich? Ich warte, bis der Flieger in einer Rabatt-Aktion auftauchen wird. Das war bei Produkten dieser Firma im Schnitt nach einem halben Jahr der Fall… So stimmt für mich Preis-Leistung nicht. Aber… ganz klar… das muss jeder mit sich selbst abmachen. Prinzipiell ist die MU2 von Mitsubishi ein interessantes Flugzeug.

  2. Soweit gute Beschreibung,allerdings mit einem Fehler!Die Mu ist ein Schulterdecker!!!Bei einem Hochdecker
    hat man die Verbindung Rumpf-Tragfläche nur über Streben! (siehe Fw 56).
    LG Achim

    • Hi Achim,
      da hat sich tatsächlich ein Fehler eingeschlichen, gibt’s ja gar nicht.

      Vielen Dank für den Hinweis, habe das ausgebessert 😉

      Grüße
      Frank

  3. Inzwischen habe ich ausreichend Stunden auf diesem Muster gesammelt, seit der Rabatt-Aktion und… Es war gut angelegtes Geld. Sie ist bei mir das am meisten genutzte Flugzeug im FSX geworden. Der Clou besteht in der Nutzung des Garmin GTN 750 von flight1 und dem Wetterradar Bendix WX500 von Reality XP. So hat man ein gut ausgestattetes, zeitgemäßes Cockpit in einem soliden Flugzeug. Man würde sich wunschen, das wesentlich mehr Hersteller von Flugzeug-Addons die Integration des GTN750 so einfach und ohne Aufpreis realisieren wurden. Bisher wurde ich das Angebot überschaubar nennen mit 11 Maschinen, die angepasst sind zum Nulltariv und den drei Angeboten von Milviz, wo die Anpassung kostenpflichtig ist…
    Bei GA-Maschinen ist diese Möglichkeit der Nutzung des GTN 750 ab sofort für mich ein Kauf-Kriterium. FREUE mich schon auf den Learjet 35 von Flysimmware

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