„Välkommen till Vestkusten“ – Willkommen an der (schwedischen) Westküste! RC-Design hat seine erste Version des zweitgrößten schwedischen Flughafens Göteborg-Landvetter für FSX und P3D neu aufgelegt und kürzlich die v2 veröffentlicht. Grund genug für uns, den Platz sofort unter die Lupe zu nehmen. Leider fällt das Fazit ernüchternd aus: Das Produkt kostet zu viel und leistet zu wenig. Alles weitere zu dieser Szenerie am Rande des wunderschönen Schärengartens jetzt hier in diesem Add-On Check!

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Fakten vorab

Göteborg ist die zweitgrößte Stadt Schwedens und hat – fast logisch, oder? – mit Göteborg-Landvetter hinter Stockholm Arlanda auch den zweitgrößten Flughafen des riesigen Landes. Der Platz wurde 1977 eingeweiht, mitten in der Hochzeit der europäischen Flughafenaus- und neubauten, als die kommerzielle Luftfahrt richtig in die Gänge kam und die bisher ausreichenden Landepisten allerorten zu klein wurden.

So auch in Göteborg, wo ein erstaunlich kompaktes Areal und nur eine Landebahn (knapp 3200m) in der Nähe des Dorfes Landvetter, ca. 25km von der Großstadt entfernt, mitten in den schwedischen Wald gesetzt wurden. Heute ist der Flughafen ein wichtiges Drehkreuz, denn neben beachtlichen 5,2 Millionen Passagieren im Jahr 2014 wurden immerhin auch knapp 14.500 Tonnen Güter umgeschlagen.

RC-Design Goteborg Bild 24s

Wie eingangs schon erwähnt, ist die Göteborg-Landvetter Szenerie eine Neuauflage von RC-Designs und man verspricht Kunden, die bereits die Version eins besitzen, einen stolzen Rabatt auf die (Wieder-)anschaffung. Erhalten kann man das Produkt beim SimMarket für 22,60€ und einem Downloadvolumen von 267MB – da ahnt man schon, dass hier wirklich „nur“ der Flughafen selbst umgesetzt wurde. Ein kleines Manual beschreibt wichtige Einstellungen zur korrekten Darstellung der Szenerie, ein bisschen Geschichte und eine kleine Auswahl von Luftfahrtkarten, jedoch mit dem Verweis auf eine bessere Quelle. Einen Konfigurator und somit ein interessantes „Spielzeug“ zum Verfeinern von Anzeige und Verkehr findet sich leider nicht – schade.

Die Umgebung

RC-Design Goteborg Bild 13s

Bei der Gestaltung von Göteborg-Landvetter hat man – wie zu Anfang schon vermutet – sehr strikte Grenzen gezogen und so endet die Szenerie deutlich sichtbar nur wenige Meter hinter dem letzten Taxiway, dem letzten Parkplatz und der letzten gelb strahlenden Grastextur. Wäre bei 22 Euro nicht mehr drin gewesen, vielleicht markante Objekte der benachbarten Großstadt oder eine aufgemotzte Landclass? Das haben andere Produkte schon für weniger Geld geliefert. Wie bereits erwähnt ist der Übergang zur Umgebung deutlich sichtbar, auch wenn in der Produktbeschreibung darauf verwiesen wird, dass der Platz an die gängigen FTX-Produkte angepasst wurde… Nunja.

Der Flughafen

RC-Design Goteborg Bild 01s

Beim ersten Flug über das Gelände zeigt sich insbesondere aus der Vogelperspektive ein ansehnlich gestalteter Platz mit fotorealistischen Bodentexturen und korrekt platzierten Gebäuden wie auch Straßen. Nähert man sich jedoch wieder dem Boden, werden insbesondere die Grastexturen sehr unscharf. Das gleiche gilt auch für Teile der Runway – hier wird man dann misstrauisch, gibt dem System noch etwas Zeit zum Auflösen – aber es tut sich nichts. Und so heißt es auch hier: schade!

Bleiben wir bei der Landebahn: die Texturmitte ist extrem hoch aufgelöst, wenn auch etwas zu sauber, der Rand jedoch wieder unscharf. Außerdem gibt es an dieser Stelle keine erkennbaren Lichter, weder plastisch noch in der Textur. Dasselbe gilt für die Anflugbefeuerung: auf der Fototapete erkennbar, nachts illuminiert, aber am Tage nicht vorhanden. Jetzt kann man schon ärgerlich werden, wenn man sagt: schade!

Die Taxiways und das Flughafenvorfeld wirken wie geleckt; keine Alterung, kein spröder Asphalt, keine Reifenspuren – alles wie neu. Die Befeuerung der Rollwege ist im Vergleich zur Landebahn gut gelungen und entspricht dem Vorbild.

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Nicht in 3D modelliert: Die Anflugbefeuerung.

Vorfeld und Terminal von Göteborg-Landvetter sind gut umgesetzt und man findet alle markanten Teile des Flughafens wieder. Für etwas Action müssen hier die Regler für das Flug- und Fahrzeugaufkommen richtig aufgerissen werden, sonst herrscht in der Szenerie eine leblose Tristesse. Darüber können auch die nett umgesetzten, fahrenden Busse auf der Landseite sowie die drei AI-Flugzeuge – eines davon verlässt täglich den SAS Hangar in Richtung Göteborg-Säve – leider nicht hinwegtäuschen.

Die Parkassistenzsysteme funktionieren gut, sind aber extrem niedrig am Terminal angebracht und so mitunter schwer zu erkennen – das kann aber vorbildgerecht sein. Das Hauptgebäude hat lediglich eine Scheinfassade und ist somit praktisch inhaltsleer. Interessant an diesem Flughafen ist das große Gewerbegebiet, das sich ihm anschließt und das konsequent mit umgesetzt wurde, auch wenn ich als Nutzer optisch davon weniger habe als, sagen wir, von einer vorhandenen Anflugbefeuerung. Trotzdem wurde hier gute Arbeit geleistet und die handmodellierten Gebäude haben einen hohen Wiederkennungswert.

Bei Nacht macht die Szenerie einen guten Eindruck. Lichtkegel umrahmen die Vorfeldmasten und vermitteln eine dunstige Atmosphäre. Ansonsten ist es – willkommen in Skandinavien – ziemlich dunkel. Das ist gut so und authentisch. Ein zentraler Kritikpunkt ist jedoch die bei Tage nicht vorhandene und somit in der Nacht schwebende Runwaybefeuerung. Das wirkt nicht nur nicht, sondern sieht auch ziemlich laienhaft aus.

RC-Design Goteborg Bild 47s
Eine Frage der Perspektive: Aus dieser hier ist die schwedische Flagge falsch dargestellt.

Im Wechsel der Jahreszeiten sieht man Veränderungen in den Gras- und Baumtexturen, im Winter ist der Platz aber deutlich zu gut „gefegt“. Allenfalls die Runway trägt Schneespuren, ansonsten sind alle Rollwege und das Vorfeld blitzeblank. Hat hier jemand eine gigantische Fußbodenheizung eingebaut? Fazit also auch hier: schade!

Die Performance

Kleine Szenerie mit wenigen Objekten, gebettet auf einem unspektakulären Mesh – das klingt gut für die Performance und ist es auch. In dieser Szenerie sind jedenfalls keine nennenswerten Einbußen bei den Framerates zu verzeichnen.

RC-Design Goteborg Bild 22sDas Fazit

Zunächst einmal muss klar sein, das hier ausschließlich die Version zwei der Szenerie getestet und also auch kein Vergleich mit der Vorgängerversion gemacht wurde. Was man für sein Geld bekommt: eine korrekte Darstellung der Flughafengebäude und des Platzes im Allgemeinen. Was man schade finden muss: Schwächen bei der Hingabe für Details. Es gibt nunmal Objekte bei einer Flughafen(!)szenerie, die einfach nicht fehlen dürfen und die – vor allem bei einem Anschaffungspreis jenseits der 20 Euro – sitzen und gestochen scharf sein müssen. Das ist hier nicht konsequent geleistet worden und darum kann man nur sagen: schade.

Entwickler:RC-Designs
Lizenz:Payware
Preis:22,60€ (5,95€ für v1 Besitzer)
Erscheinungsjahr:2016
FS-Version(en):FSX, Prepar3D v2/3
Produktseite:simMarket

Pro

  • korrekte Modellierung von Flughafengebäuden
  • gelungenes Vorfeld

Contra

  • kein Konfigurator
  • akute Schwächen beim Einsatz der Bodentexturen
  • fehlende Objekte, die auf Fotountergrund sichtbar sind
  • mangelhafte Einbettung in die Umgebung
  • wenig Leben auf dem Vorfeld
  • lieblose Wintertexturen

Auszeichnungen

– keine

Jens Leuteritz für flusinews.de

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Testsystem

Computer: Desktop-PC
Hersteller: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 7 Home Premium, 64bit
verwendete Flusi Version: FSX, SP II
Mainboard: MSI MS-7693
Prozessor: AMD FX(tm)-6300 Six-Core Processor, 3,5 Ghz
Arbeitsspeicher: 8192MB RAM
Grafik: AMD Radeon R9 200 Series
Festplatte (OS): Adata SP900 SATA, 120GB
Festplatte (FSX): WDC WD10 EZEX-00BN5A0 SATA, 1TB

Weitere HD-Bilder

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Autor

Mein Name ist Jens Leuteritz und ich bin seit Anfang 2015 bei flusinews.de dabei. Meine Flugsimulatorlaufbahn teilt sich in zwei Abschnitte auf: Als Jugendlicher fesselten mich vor allem der FS2002 und der FS9, und nach etlichen Jahren fliegerischer Abstinenz stieg ich dann 2014 mit dem FSX und zahlreichen Add-Ons wieder voll ins „Geschäft" ein. Die Fülle an Szenerien und professionellen Fliegern, aber auch die riesige Community reizten mich, die Erfahrungen anderer Nutzer nicht nur zu konsumieren, sondern selbst mit Tests und Reviews zum Auskommen der Szene beizutragen. Um meine Brötchen zu verdienen, arbeite ich nach dem Studium mittlerweile als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG und gebe, wie es im Jobportal heißt, „Zügen Regieanweisungen“. Im Flightsimulator reizen mich vor allem die Landschaftsdarstellungen der nördlichen Hemisphäre, die ich immer wieder mit großen und kleinen Fliegern unter die Lupe nehme. Von hochdetaillierten Airlinern und virtuellen Airlines habe ich mich mittlerweile aufgrund der schwachen Performancestruktur des FSX distanziert und bin nun fast nur noch als GA unterwegs.

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