Wenn Frank Dainese und Fabio Bellini zu einem Urlaub in den Bergen einladen, dann sollte man diese Einladung in der Regel annehmen – das haben die Szenerien Dolomiti 3D und Matterhorn Park für X-Plane 11 gezeigt. Also sind wir den beiden ins US-amerikanische Monument Valley gefolgt und haben uns das neueste Werk mal näher angesehen. Warum wir auf diesen Urlaub vielleicht besser verzichtet hätten, könnt ihr jetzt bei uns im Add-On Check nachlesen.

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Fakten vorab

Das Monument Valley für X-Plane 11 kann ausschließlich über OrbxDirect bezogen werden und kostet 24,95 Australische Dollar. Je nach Kurs sind das umgerechnet knapp 16 Euro. Wer bereits die FSX/Prepar3D-Version des Produktes sein Eigen nennen kann, bekommt 40 Prozent Rabatt.

Nach dem Kauf erfolgen Download und Installation automatisch via ftx Central v3. Wer X-Plane 11 auf einem Mac oder Linux-System nutzt, muss die Add-On Szenerie manuell herunterladen und installieren. Die im Test verwendete automatische Installation ging problemfrei über die Bühne.

Das Monument Valley

Wer den Ladebildschirm seines Flugsimulators geduldig abgewartet hat, dem offenbart sich der Ausblick auf eine unglaublich weitläufige Landschaft mitten in der Wüste, aus der immer wieder die riesigen Felsformationen herausragen. Die Tafelberge aus Sand- und Kalkstein sehen durch die hochaufgelösten Texturen wahnsinnig realistisch aus und machen insbesondere während der Dämmerung eine exzellente Figur – dann werden sie nämlich direkt von der Sonne angestrahlt und leuchten leicht rötlich. Obgleich die 3D-Modelle nicht immer exakt ihrem realen Vorbild entsprechen, ist es Frank Dainese und Fabio Bellini auch hier gelungen, eine täuschend echte Felslandschaft nachzustellen.

Leider setzt sich diese hohe Qualität bei den Bodentexturen nicht fort. Die Entwickler haben beim Monument Valley auf einen fotorealen Untergrund verzichtet und stattdessen auf eine Lösung gesetzt, bei der Landclass-Polygone platziert werden. Dadurch wirkt der Untergrund an vielen Stellen nicht nur repetitiv, sondern auch unscharf und viel zu gekünstelt. Darüber können auch die spärlich platzierten Büsche nicht hinwegtäuschen. Straßen, Parkplätze und Siedlungen erscheinen aufgeklebt, was das Gesamtbild der Szenerie leider merklich beeinträchtigt. Vermutlich wäre es doch klüger gewesen, Orthofotos zu verwenden. Zumal mit der United States Geological Survey (USGS) eine zuverlässige Quelle für hochqualitative Luftbilder existiert.

Weitere Mängel treten beim Höhenmodell der Szenerie zutage. Dieses ist zwar grundsätzlich schön umgesetzt und gliedert die 3D-Modelle der Berge wunderbar in die restliche Umgebung ein, allerdings lassen sich insbesondere in den Randgebieten des Add-Ons merkliche Risse im Mesh erkennen.

Die Liste an Ungereimtheiten setzt sich bei Betrachtung der Gebäude und Objekte fort. Zwar wurden alle wichtigen Gebäude wie zum Beispiel das „The View Hotel“ oder der „Welcome Center“ umgesetzt, allerdings fallen bei den 3D-Modellen der geringe Detailgrad sowie die schlecht aufgelösten Texturen negativ auf. Beim „Welcome Center“ fehlen zudem Teile des Gebäudekomplexes. Die High School auf der anderen Straßenseite des Highway 163 ist ebenso wie die Grundschule und das Medical Center Teil der Szenerie, die Gebäude haben mit ihren realen Vorbildern aber nichts gemeinsam. Das ist umso enttäuschender, weil es in der Gegend ohnehin nur wenig Häuser gibt und man darum auch einen hohen Detailgrad erwarten hätte können.

Gleichzeitig gibt es aber auch die fast schon liebevoll gestalteten „Wildwest-Ecken“ im Monument Valley, die durch ikonische Tipis und Planwagen bestechen. Auch zahlreiche Schilder wurden gut lesbar in der Wüste platziert, die Fußgängerübergänge auf dem Hotelparkplatz sind dreidimensional gestaltet worden.

Bei den Gebäuden und Objekten im Tal ist die Varianz der Qualität also sehr hoch. Offensichtlich wird diese Tatsache bei der Einfahrt zum besagten „The View Hotel“: Während das Schild mit den Parkgebühren sehr scharf ist, verschwindet das Häuschen des Parkwächters direkt daneben in einem undefinierbaren Pixelbrei. Dazu kommt, dass die Wohnwägen auf dem Parkplatz anscheinend europäische Modelle aus der X-Plane-Bibliothek sind, die sich stark von den in Nordamerika verwendeten Modellen unterscheiden. Ein authentisches USA-Flair kann sich so nicht wirklich entfalten.

Der Flugplatz und die Hubschrauberlandeplätze

In der Produktbeschreibung wird damit geworben, dass auch der Monument Valley Airport (UT25) sowie vier Heliports Teil der Add-On Szenerie sind. Der Flugplatz selbst ist allerdings eine herbe Enttäuschung und kommt nicht im Ansatz an die Qualität heran, die man von einem Produkt aus dem Hause Orbx erwartet. Es gibt weder angepasste Bodentexturen für die Start- und Landebahn, noch wurden eigene Gebäude erstellt! Stattdessen stammen die Objekte erkennbar aus der X-Plane-Standard-Bibliothek, die Runway ist ebenfalls Standard-Kost aus Standard-Texturen und wird von einem asphaltierten Taxiway begleitet, den es in der Realität gar nicht gibt.

Zudem wurde äußerst unsauber gearbeitet: Zwischen Run- und Taxiway fehlen knapp 20 Zentimeter Asphalt, sodass hier eine Kante sichtbar ist. Auch die Tankstelle auf dem Vorfeld mitsamt ihren Treibstofftanks ist pure Fiktion und stimmt nicht mit dem Erscheinungsbild des realen Flugplatzes überein. Abgesehen davon ist offenbar auch niemandem aufgefallen, dass zwei Lastkraftwagen ineinander verkeilt neben der Tankstelle stehen.

Die vier Heliports machen einen geringfügig detaillierteren Eindruck und sind zum Teil mit ein paar netten Kleinigkeiten wie zum Beispiel einer animierten Flagge und den bereits angesprochenen „Wildwest-Gegenständen“ ausgestattet. Nichtsdestotrotz ist der Detailgrad auch hier eher niedrig, denn die Objekte sind insgesamt sehr einfach gehalten.

Die Performance

Wenig überraschend: An der Ablaufgeschwindigkeit des Monument Valley in X-Plane 11 gibt es nichts auszusetzen. Das liegt zum einen sicherlich daran, dass die Bebauung dort nur äußerst spärlich ist. Zum anderen dürfte der niedrige Detailgrad der vorhandenen Gebäude und der Bodentexturen ein weiterer Grund für die gute Performance sein. Auf dem Testsystem waren Bildwiederholungsraten zwischen 40 und 50 FPS zu jedem Zeitpunkt gewährleistet.

Das Fazit

Im Ergebnis fällt das Monument Valley von Frank Dainese und Fabio Bellini eindeutig durch. Zwar kann die realitätsnahe und immersive Darstellung der 21 Tafelberge überzeugen, abgesehen davon sticht das Produkt aber in erster Linie durch zu niedrig aufgelöste Texturen, Standard-Objekte, Nachlässigkeit, lieblose Modelle und andere Ungereimtheiten (negativ) heraus. Das ist nicht die bewährte Qualität, mit der die Marke Orbx gemeinhin assoziiert wird.

Die vielen Mängel der Szenerie lassen sich wohl nicht ohne Weiteres beheben, sodass wir vor einem Kauf grundsätzlich abraten müssen. Wer seinen Fokus ausschließlich auf die gelungenen Berge legt und die hier angesprochenen Defizite ignorieren kann, findet möglicherweise Gefallen am Monument Valley für X-Plane 11. Wer aber ein stimmiges Gesamtpaket sucht, der wird von diesem Produkt zweifelsfrei enttäuscht sein.

Entwickler:Frank Dainese, Fabio Bellini
PublisherOrbx
Lizenz:Payware
Getestete Version:1.0
PreisAUD$ 24,95
Erscheinungsjahr:2018
FS-Version(en):X-Plane 11
Produktseite:OrbxDirect.com

Pro

  • authentische und immersive Gestaltung der Berge als 3D-Objekte

Contra

  • unscharfe und repetitive Bodentexturen
  • Höhenmodell mit Darstellungsproblemen
  • Gebäude wenig detailreich
  • Umsetzung des Flugplatzes ungenügend
Zusammenfassung
2

Kurzfassung

Monumental daneben: Das Monument Valley von Orbx bietet zwar schön gestaltete 3D-Felsen, wegen zahlreicher Mängel fällt die Szenerie im Test aber trotzdem durch.

Sending
Leserbewertung:
2.5 (6 Bewertungen)

Auszeichnungen

  • keine

 

Frank Kuhn für flusinews.de

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Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC
Hersteller, Produktbezeichnung: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 10 Home, 64bit
verwendete Flusi Version: X-Plane 11.25

Mainboard: ASRock Z170 Gaming K4
Prozessor: Intel Core i7-6700k @4×4,2GHZ
Arbeitsspeicher: 16GB DDR-4 (2x 8GB)
Grafik: NVIDIA GeForce GTX 1060 6GB
Festplatte (OS): Intenso SSD Sata III
Festplatte (X-Plane 11): Crucial_CT500MX200SSD1

Weitere HD-Bilder

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Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

Bisher 4 Kommentare

  1. Euer Review deckt sich mit meiner Meinung, für die ich an anderer Stelle schon virtuelle Prügel bekommen habe, weil ganz offensichtlich die Verkaufsinteressen manche Reviewer erblinden lassen.
    Ganz allgemein stelle ich jedoch fest, dass man den X-Plane Usern gerne „Sparversionen“ verkauft, die weit vom gleichen Addon im anderen Sim entfernt sind.
    Also Doppelnutzer sieht man dies relativ schnell, auch schon an den Screenshots.
    Ich glaube allerdings nicht, dass die X-Plane User so etwas honorieren werden, denn Alternativen haben sie genug.

    • Bezüglich deiner Aussage, dass für X-Plane gerne Sparversionen verkauft werden, magst Du ja richtig liegen. Ich glaube aber, dass das Monument Valley von Orbx da nicht als Beispiel taugt, um das zu untermauern.

      Eben habe ich nämlich noch einmal eine kurze Runde über die Szenerie in Prepar3D v4 gedreht, und die Qualität ist auch hier deutlich unter dem Orbx-Niveau. Viele Library-Objekte (auch am Flughafen) und eher unterdurchschnittliche 3D-Modelle sowie Texturen. Immerhin aber dafür mit fotorealen Bodentexturen. Für das Jahr der Veröffentlichung (2015) gerade noch in Ordnung, aber kein Aushängeschild für Top-Qualität. An Stelle von Orbx würde ich das so auch nicht mehr verkaufen.

      Ich mag die Szenerien von Frank Dainese ja wirklich sehr, aber das Monument Valley war auch damals schon eines seiner schlechteren Werke. Szenerien im Hochgebirge scheinen ihm einfach eher zu liegen, zumindest haben mir das Matterhorn und die Dolomiten wesentlich besser gefallen.

    • Na ja ich vermute keine Besserung, weil ich mir die Vorschaubilder von Lukla (Mount Everest 3D) angesehen habe. Sehr schöne Gebäude auf X-Plane Ground und default Runway, was sämtliche Authentizität nimmt. Luftbild (wenigstens für den Platz) wird es auch hier nicht geben. Wohl wegen der Kosten. Payware wird wohl auf Dauer nicht ohne Investitionen klappen, man nimmt ja schließlich auch ein. Ich sehe auch das Risiko solcher Ausgaben, aber auch Entwickler sind Unternehmer, wenn sie verkaufen und Unternehmer haben überall in der Wirtschaft ein Risiko.

  2. Mein aufrichtiges Kompliment für diese Review!

    Der Autor scheint Mut zur Wahrheit zu haben, mit vorrangigem Bezug zu Fakten: was ist und was nicht ist !

    Ist in der heutigen Flusi-Szene eher selten; entweder man lobt (oft grundlos) in den Himmel, oder hält sich mit angebrachter, aber eigentlich notwendiger Kritik, bewusst zurück.

    Kann mich dem Fazit nur anschliessen: da ich das Szenerie-Gegenstück von FSX/P3D ebenfalls besitze, erinnert mich die XP-Version – ganz gegenteilig – in vielen Aspekten an die alten FS2004 Zeiten.

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