Unglaublich, was die Jungs von Leatherneck Simulations geschafft haben: Sie sind nicht nur die ersten externen Designer, welche ein DCS-Modul herausbringen, sondern liefern mit ihrem Debüt-Werk, der MiG-21bis, auch noch ein phänomenales Flugzeug für den Digital Combat Simulator ab. Alles verraten wir in der Einleitung nicht, aber so viel: Das übliche, sehr hohe Niveau wird locker gehalten, in einigen Bereichen legt Leatherneck die Messlatte sogar ein ordentliches Stückchen höher – der „flusinews.de Hot Tipp“ war hier also ein Muss. Wir haben uns die „Fishbed“ für euch genauer angeschaut, das Ergebnis unseres zweiten Add-On Checks findet ihr im kompletten Artikel.

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Fakten vorab

Sie ist eine Ikone der Sowjetunion, steht für den Warschauer Pakt, den Erfolg der sowjetischen Flugzeugbauer, wurde in über 50 Länder exportiert und insgesamt 10.352 Mal produziert (ohne Lizenzbauten). Gemeint ist die äußerst erfolgreiche Mikojan-Gurewitsch MiG-21 “Fishbed”, ein Abfangjäger der Sowjetunion, welcher zwischen 1959 und 1985 gebaut wurde.

[spoiler] Die Fishbed ist das meistgebaute Strahlflugzeug überhaupt und eines der meistgebauten Militärflugzeuge nach dem Zweiten Weltkrieg, mehr als 20 verschiedene Versionen und vier Generationen verbindet man mit diesem Modell. Nicht nur in der UdSSR wurde die Maschine gebaut, China, die Tschechoslowakei und Indien stellten sie später in Lizenz her. Die Liste der Staaten, welche die MiG-21 einsetzten und auch heute noch nutzen, ist lang. Ägypten, der Irak, Syrien, Libyen, die DDR, Kirgisistan, Mali, Serbien, Ungarn, Vietnam, Ungarn, die Ukraine, Laos, Kuba sowie Kroatien und sogar Finnland sind nur einige der Staaten, in denen die Luftwaffe auf die Fishbed setzte. In China wird eine stark modernisierte Version, die Chengdu J-7 (in der Exportausführung F-7 genannt), eingesetzt, Namibia kaufte im Jahr 2005 einige dieser Maschinen aus China und setzt diese heute noch ein.
Im Vietnamkrieg kämpften MiG-21 der vietnamesischen Luftwaffe gegen US-amerikanische F-4 Phantom II Kampfjets. Isrealische Mirage-Kampfflugzeuge wurden während des Jom-Kippur- und des Sechstagekrieges gegen syrische, ägyptische, libysche als auch irakische MiG-21 eingesetzt. Die Fishbed zeigte hier, was sie kann. Dies dürfte auch ein Grund für den enormen Erfolg gewesen sein. Die MiG-21MF ist wie auch die F-4 , die F-5, die Mirage F1, die Saab 37 Viggen und auch die IAI Kfir ein Allwetterjäger der dritten Generation. Diese Generation zeichnet sich unter anderem durch verbesserte Luft-Luft-Raketen, welche nun die Primärwaffen der Jets werden sollten, verbesserte Radarsysteme mit der Look-down/shoot-down Funktion – dies bedeutet, dass das Radar auch Flugzeuge unterhalb der eigenen Maschine erfassen, verfolgen und die Rakete dorthin lenken kann, besseren Avionik-Systemen, gelenkte Luft-Boden-Raketen sowie Geländewarnsysteme. So kann die Mig-21MF neben der doppelläufigen Grjasew-Schipunow GScha-23 Maschinenkanone mit bis zu 200 Schuss Munition auch diverse Luft-Luft- und Luft-Boden-Raketen mitführen. So unter anderem die infrarotgelenkten Kurzstreckenraketen vom Typ Wympel R-3S, Wympel R-13M, Wympel R-6 und Wympel R-60. Mit der Gruschin RS-2US existierte noch eine Mittelstreckenrakete mit semi-aktiver Radarlenkung im Arsenal der Fishbed. Bei einer halbaktiven Lenkung muss das Ziel bis zum Einschlag mit dem Radar beleuchtet werden; die infrarotgelenkten Raketen hingegen finden ihr Ziel nach dem Abfeuern selbst, sodass der Kampfjet abdrehen kann (Fire and Forget). Neben der gelenkten Luft-Boden-Rakete Swesda-Strela Ch-66 können auch noch zahlreiche Arten unterschiedlicher ungelenkter Bomben und Raketen mitgeführt werden. Interessant ist übrigens die Tatsache, dass man im Deutschen nicht wie im Englischen zwischen den Raketen-Arten unterscheidet. Denn während mit einer “Rocket” eine ungelenkte Rakete gemeint ist, bezeichnet der Begriff “Missile” eine gelenkte – zumindest im Militär-Jargon. Wer sich noch etwas zur MiG-21 informieren will, dem sei diese Website ans Herz gelegt.[/spoiler]
Leatherneck Simulations MiG-21bis Addon Check Bild 92

Entwickelt wurde die MiG-21bis Fishbed für DCS von Leatherneck Simulations, kaufen könnt ihr sie entweder direkt im DCS-Shop von Eagle Dynamics für $49.99 (ca. 40€) oder für 45€ bei Steam. Die Steam-Version kann auch in der nicht-Steam-Version aktiviert werden, umgekehrt funktioniert das aber nicht. Bereits vor dem Kauf kann das 326,41 Mb große Modul heruntergeladen und installiert werden, danach folgt noch die Online-Aktivierung mittels Seriennummer. Alternativ kann die MiG-21 nach dem Kauf auch über den spieleinternen Module-Manager heruntergeladen und installiert werden. Dieser Manager ist quasi eine Übersicht aller gekauften und aktivierten Module, hier muss man sich aber vorher in der Anwendung mit seinem Account einloggen.

Im Startmenü unter Eagle Dynamics -> DCS World -> Documentation findet sich dann auch das 183 Seiten starke, englische Handbuch. Dazu kommen ganze 15 interaktive Trainingsmissionen, in denen dem angehenden Piloten das Flugzeug näher erklärt wird – so etwas existiert im FSX nicht. Außerdem können über den Loadout-Editor viele verschiedene Beladungsoptionen gewählt werden.

Das Außenmodell

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In fünf verschiedenen Lackierungen kommt das MiG-21 Modell daher, nach Veröffentlichung der finalen Version sollen es allerdings noch mehr werden.

Das Außenmodell weiß auf ganzer Linie zu überzeugen – nicht nur der Gesamteindruck ist äußerst stimmig, bei den Details haben die Entwickler definitiv nicht gespart. Egal ob Antennen, Abdeckungen, das Fahrwerk, das Strahlrohr der Tumansky R25-300 Turbine, die Bremsklappen, die Staurohre oder die Außenlaststationen – alles sieht sehr fein modelliert aus. Auch die einzelnen Waffenmodelle und der Pilot sind akkurat nachgebildet worden. Abgerundet wird dies durch hoch aufgelöste und äußerst authentische Texturen mit vielen Abnutznungsspuren – man sieht, dass dieses Modell etliche Flugstunden auf dem Buckel hat – sowie dem sehr gelungenen Nachbrenner-Effekt; wohl der beste in DCS World.

Das Cockpit

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Der enorme Detailgrad setzt sich unweigerlich im Cockpit fort – erstklassige Modellierungsarbeiten gepaart mit HD-Texturen inklusive Schmutz, Rost und abgeplatzer Farbe setzen Maßstäbe für kommende DCS-Projekte. Alle Schalter sind ausnahmslos in 3D nachgebildet worden, ebenso die analogen Instrumente, von denen es eine ganze Menge gibt. In der Nacht wird das Cockpit stilvoll in Rot beleuchtet. Kurzum: Eine Augenweide, viel mehr Eye-Candy geht wohl nicht.

Die Systeme

"Ground Clutter" auf dem Radar
„Ground Clutter“ auf dem Radar

Wie auch alle anderen vollwertigen DCS-Module sind bei der MiG-21bis alle Systeme so genau wie möglich nachgebildet worden. Das Herzstück dürfte in diesem Fall wohl das Radar, welches die Aufschaltung von Luftzielen und die Entfernungsmessung zu Bodenzielen ermöglicht, sein. Ein ganz besonderes Feature ist der sogenannte Ground Clutter – Radarreflexionen vom Boden, welche das Finden von Zielen erheblich erschweren. Doch auch der Rest des eher rudimentären da sehr alten RP-22SMA “Sapphire” Radarsystems wurde exzellent umgesetzt. Es ist nicht ganz leicht, feindliche Flugzeuge zu erfassen, aufzuschalten und dann mit den radargelenkten  R-3R und die RS-2US Luft-Luft-Raketen zu bekämpfen. Dazu kommt die Umsetzung des IFF (Identification Friend/Foe), welches freundliche von feindlichen Flugzeugen unterscheidet und dann auf dem Bildschirm anzeigt. Auch der Einsatz der infrarotgelenkten R-13M und R-60 Raketen oder der Gsh-23 Bordkanone erfordern Übung. Für den Angriff von Bodenzielen stehen ungelenkte Raketen, Bomben sowie die radargelenkte R-66 Grom zur Verfügung.

Darüber hinaus sind natürlich auch alle anderen Systeme mehr als ordentlich nachgebildet worden, darunter die Gegenmaßnahmen wie Flares oder Chaff, das Anlassen der Maschine sowie die Kommunikationssysteme. Passt man nicht auf, vereisen der Pitot Port, die Kabinenhaube sowie die Batterie. Es sind besonders die kleinen Details, welche Spaß machen: Beim Einfahren des Fahrwerks muss erst eine kleine Sicherheitsblockade entfernt werden, bevor der Hebel in die obere Position bewegt werden kann. Natürlich gibt es auch noch den ein oder anderen Fehler, doch da sich das Produkt noch in der Open-Beta Phase befindet, dürften diese nach und nach behoben werden.

Die Flugdynamiken

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Bei den Flugdynamiken gelingt den Entwicklern ebenfalls eine regelrechte Punktlandung. Wie man es von einem alten Kampfjet erwartet, fliegt sich die MiG-21bis zum Teil doch etwas schwierig, gerade bei niedrigen Geschwindigkeiten – dies ist den kleinen Tragflächen geschuldet. Je nach Beladung verändern sich auch die Flugeigenschaften, besonders bei Start und Landung ruckelt es außerdem ganz schön ordentlich. Hier bekommt man noch ein richtiges Flugzeug ohne moderne Technik zur Stabilisierung, so existiert z.B. lediglich eine Höhenrudertrimmung. Der Spaßfaktor beim Bändigen der MiG ist definitiv nicht zu unterschätzen.

Für den Start von kurzen Landebahnen kann außerdem ein RATO-System (Rocket-assisted Takeoff) montiert werden – hier sorgen Raketen für ordentlich Schub beim Abheben.

Der Sound

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Bei der Geräuschkulisse gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden, ist diese doch sehr beachtenswert. Nicht nur der Sound des Triebwerks wurde authentisch nachgebildet, auch Klicksounds und die Geräusche der Systeme (zum Beispiel beim Aufschalten von Zielen) klingen sehr gut. Echtes Gänsehautfeeling kommt beim Einfahren des Fahrwerks auf – hier poltert es so richtig schön, bis es dann zum lauten Einrasten kommt.

Die Performance

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Im Vergleich zu anderen DCS-Modulen wie der A10C, dem Ka-50 Blackshark oder der UH-1H Huey läuft es bei der MiG-21bis nicht so rund. Es ist also auf jeden Fall noch Luft nach oben bei der Bildwiederholungsrate, allerdings wurde dieses Problem nach dem ersten Service Pack bereits verbessert und weitere Performance-Updates sind bereits angekündigt.

Das Fazit

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Mit der MiG-21bis gelingt Leatherneck Simulations ein wahrer Clou: Es ist der erste richtige, tiefsimulierte Kampfjet für DCS, ausgestattet mit einem realistischen Radarsystem und vielem mehr. Das Niveau der von Eagle Dynamics entwickelten Module kann mehr als gehalten werden: Modell, Systemtiefe, Flugdynamiken und der Sound sind hervorragend. Im Bezug auf die Optik – besonders die Texturen – setzen die Entwickler die Messlatte sogar noch höher. Lediglich die Performance kann noch verbessert werden. Mal sehen, wie sich die fertige Version dann macht, derzeit besitzt die MiG-21bis noch Open-Beta Status.

Entwickler:

Lizenz:

Preis:

Erscheinungsjahr:

FS-Versionen:

Produktseite:

Leatherneck Simulations

Payware

$49,99 US-Dollar // Steam: ca. 45€

2014

DCS World

Leatherneck Sim // Eagle Dynamics // Steam

Pro

  • detailliertes Modell
  • atemberaubende Texturen setzen neue Maßstäbe
  • interaktive Trainingsmissionen
  • Dokumentation
  • akkurat umgesetzte Systeme
  • realistisches Radar
  • exzellente Flugdynamiken
  • sehr guter Sound

Contra

  • Performance könnte besser sein
  • (noch in der Open-Beta Version)

Auszeichnungen

awardmig21

Frank Kuhn für flusinews.de

Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC

Hersteller, Produktbezeichnung: HP, Pavillion Slimline
Betriebssystem: Windows Vista Home Premium 64 Bit, Direct X9/X10
verwendete Flusi Version: DCS World 1.2.10.32582

Prozessor: Core 2 Duo E7400 2x 2.80GHz
Arbeitsspeicher: 8 GB
Grafik: NVidia GeForce GT 220
Festplatte: 640GB SATA 3,0 GB/Sekunde

 

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Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

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