„Ab in den Süden“ – dieser abgedroschene Werbeslogan vermittelt nach wie vor erfolgreich das Bedürfnis der Menschen, ihren nicht nur sommerlichen Sehnsüchten entweder im Mittelmeer oder auf einer der beliebten Kanarischen Inseln nachzugehen. Selbstverständlich sind Urlaubsziele auch im Flight Simulator lohnende Destinationen, nicht nur für virtuelle Airlines, sondern auch für Gelegenheitsflieger mit Interesse für geographische Spezialitäten. Warum es sich lohnt, auch mit einer kleineren Maschine abseits der Touristenströme auf Tuchfühlung mit einer der eher unterschätzten Kanarischen Inseln zu gehen, könnt ihr im Add-On Check von Aerosofts/SimWings La Palma nachlesen.

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Fakten vorab

La Palma (vollständig La Isla de San Miguel de La Palma) ist die nordwestlichste Insel der Kanaren und befindet sich vor der Westküste Afrikas im Atlantischen Ozean, ungefähr fünf Flugstunden von Deutschland entfernt. Der 1970 eröffnete gleichnamige Flughafen im Osten der Insel ist mit ca 810.000 Passagieren im Jahr im Vergleich mit dem benachbarten Gran Canaria ein eher moderates Einfallstor für Touristen. Er wird vorwiegend von Iberia, Air Berlin, Condor und auch Norwegian angeflogen und besitzt eine Landebahn 01/19 mit knapp 2.200m Länge.

Die Szenerie, die es für 19,95€ bei Aerosoft ausschließlich als Download gibt, ist ca 740MB groß und über die typische Installationsroutine des bekannten Publishers inklusive Seriennummer aufzuspielen. Sie ist kompatibel mit FSX, FSX-SE und dem P3D V2.5.

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Umgebung

Wie alle Kanarischen Inseln ist auch La Palma vulkanischen Ursprungs und basiert auf einem Hot Spot im Erdmantel; das verspricht ein schroffes Terrain und schöne Anflüge. Bei der Umsetzung beschränkte man sich demnach nicht allein auf den Flughafen selbst (wo man mit einer hohen Szeneriedetaildichte aufwartet), sondern modellierte die gesamte Insel immerhin noch mit einem 0.5 Meter Mesh. Das kann sich sehen lassen.

Man merkt relativ schnell, wie sehr es Spaß macht, die Insel auch mit einer kleineren, vielleicht weniger performanceintensiven Maschine zu erkunden. Die über 3000m hohen Hänge der gewaltigen Caldera de Taburiente und der Ausblick von dort oben (auch bei Wolkendecke) sind sehr lohnenswert. Man kann die Insel und ihre schöne Küste bequem einmal umrunden oder sich auf den Steigflug zum schön dargestellten Observatorium „Roque de los Muchachos“ begeben, es ist jedesmal eine Augenweide, die manchmal sogar ein bisschen vom eigentlichen Fokus der Szenerie, dem Flughafen selbst, ablenkt. Denn so schön die Insel modelliert und tapeziert ist, im Detail gibt es doch auch Schwächen.

So sind zwar Serpentinenstraßen gut getroffen, die Fahrzeuge darauf fahren jedoch z.B. in Kurven halsbrecherisch ungenau. In der Nahaufnahme wirkt die Küstenlinie auch im Flughafenbereich etwas unförmig, die Häuser bedenklich nah am Abgrund platziert. Auf der Verbindungsstraße vom Flughafen zur Stadt La Palma finden sich sehr holprige Boden- oder auch schlecht verarbeitete Fototexturen und die Stadt wirkt in der Nahaufnahme leider nicht besonders liebevoll gestaltet.

Aus größerer Höhe und bei entsprechender Performance hingegen sind Insel und Flughafen ein wahres Schmuckstück. Dazu tragen auch einige Fähren, Kreuzfahrtschiffe und Frachter bei, die vor der Küste kreuzen und die Szenerie deutlich lebhafter machen.

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Flughafen

Der Flughafen von La Palma weist eine detaillierte Darstellung auf. Die komplexen Zufahrtsrampen, Gebäudedarstellungen, Straßen- und Vorfeldbeschilderungen sowie die Bodentexturen auf Runway und Apron überzeugen genauso wie die Parkassistenzsysteme und die Anflugbefeuerung. Insbesondere bei Letzterer macht es riesig Spaß, über das seichte Wasser an der Felsenküste, Häuserdächer und zahlreiche Lichtmasten einzuschweben.

Nette Details wie eine schön modellierte Tankstelle, ein Wasserflugzeug in einer Felsbucht, Urlauberbettenburgen stilecht in Flughafennähe und eine schöne, wenn auch statische Spiegelung der Umgebung in den Terminalfenstern tragen durchweg positiv zum Gesamteindruck bei. Das gilt auch für sich je nach Windeinstellung drehende Windräder, Pflanzendarstellungen auf dem Gelände und einen Flughafentunnel, der mit dezenter Beleuchtung aufwartet.

Nachts ist die Umgebung stimmig, aber auch nicht atemberaubend. Mit Wetter Add-Ons lässt sich dennoch eben jenes Sehnsuchtsambietente konstruieren, das Eingangs erwähnt wurde. Als Konfigurationsoption gibt es erstaunlicherweise nur einen Ein/Aus-Schalter für den Straßen-, Apron- und Schiffsverkehr. Statische Flugzeuge, Texturauflösung oder jahreszeitliche Strukturen sucht man leider vergebens und hat somit nur die Wahl zwischen performanceintensiven Details oder langweiliger Leblosigkeit. Für Nuancen ist kein Spielraum.

Nichtsdestotrotz überzeugt der Airport, eben weil er sich so in die Landschaft einbettet, wie es in der Realität der Fall ist: auf einem Plateau zwischen Bananenplantagen, Bettenburgen und dem wenigen platztechnischen Spielraum, den vulkanisches Terrain nun einmal bietet.

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Performance

Zugegeben, das verwendete Testsystem ist nicht das leistungsstärkste und die Texturauflösung hinkt daher mitunter etwas hinterher, was beim Betrachten der Bilder berücksichtigt werden sollte. Man muss sich aber im Klaren darüber sein, dass hohe Detaildichte insbesondere im Terminalbereich des Flughafens, Schiffsverkehr und ein sehenswertes Mesh gepaart vielleicht mit einer PMDG 737 als Urlaubsflieger, auf jeden Fall in den Framerates ihren Tribut fordern. Wie eigentlich immer im FSX, muss man sich also entscheiden, ob es auf eine detailorientierte, geologische Entdeckungstour gehen soll, oder ob man nur einen kurzen Turnaround hinlegt.

Fazit

Aerosofts/Sim Wings La Palma ist ein gelungenes Add-On und sicherlich eine Bereicherung für all Jene, die ihre atlantischen Destinationen erweitern, und die neben Teneriffa und Gran Canaria noch mehr kanarische Impressionen erleben wollen. Wer sich für Vulkane und ihre Geländedarstellung begeistern und sich mit einigen Detailschwächen in der Modellierung abfinden kann, der ist hier gut aufgehoben. Die Szenerie bietet alles, was das optische Simmerherz begehrt; über die letztlich immer aufwendiger und mit Hinblick auf die Performance des in die Jahre gekommenen FSX immer herausfordernder werdende Komplexität neuer Add-Ons lässt sich vortrefflich streiten.

Entwickler:SimWings / Aerosoft
Lizenz:Payware
Preis:19,95€
Erscheinungsjahr:2015
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D v2
Produktseite:Aerosoft-Shop

Pro

  • sehr schöne Inseldarstellung mit vulkanischen Strukturen
  • interessantes Flughafenmodell mit reichlich statischen Objekten

Contra

  • Schwächen in der ambitionierten Detailumsetzung (Fahrzeuge, Mesh)
  • nur sehr wenige Konfigurationsmöglichkeiten

Auszeichnungen

– keine

 

Jens Leuteritz für flusinews.de

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Testsystem

Computer: Desktop-PC
Hersteller: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 7 Home Premium, 64bit
verwendete Flusi Version: FSX, SP II
Mainboard: MSI MS-7693
Prozessor: AMD FX(tm)-6300 Six-Core Processor, 3,5 Ghz
Arbeitsspeicher: 8192MB RAM
Grafik: AMD Radeon R9 200 Series
Festplatte (OS): Adata SP900 SATA, 120GB
Festplatte (FSX): WDC WD10 EZEX-00BN5A0 SATA, 1TB

Weitere HD-Bilder

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Autor

Mein Name ist Jens Leuteritz und ich bin seit Anfang 2015 bei flusinews.de dabei. Meine Flugsimulatorlaufbahn teilt sich in zwei Abschnitte auf: Als Jugendlicher fesselten mich vor allem der FS2002 und der FS9, und nach etlichen Jahren fliegerischer Abstinenz stieg ich dann 2014 mit dem FSX und zahlreichen Add-Ons wieder voll ins „Geschäft" ein. Die Fülle an Szenerien und professionellen Fliegern, aber auch die riesige Community reizten mich, die Erfahrungen anderer Nutzer nicht nur zu konsumieren, sondern selbst mit Tests und Reviews zum Auskommen der Szene beizutragen. Um meine Brötchen zu verdienen, arbeite ich nach dem Studium mittlerweile als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG und gebe, wie es im Jobportal heißt, „Zügen Regieanweisungen“. Im Flightsimulator reizen mich vor allem die Landschaftsdarstellungen der nördlichen Hemisphäre, die ich immer wieder mit großen und kleinen Fliegern unter die Lupe nehme. Von hochdetaillierten Airlinern und virtuellen Airlines habe ich mich mittlerweile aufgrund der schwachen Performancestruktur des FSX distanziert und bin nun fast nur noch als GA unterwegs.

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