Der Norden Europas füllt sich nach und nach mit gut gemachten Szenerien unter anderem aus dem Hause Aerosoft – und der Flughafen von Alta ist eine willkommene Erweiterung des norrönen Destinationsrepertoires. Sicherlich ist er vor allem deswegen ein Must-have für Leute mit Lieblingskurs 360 Grad, weil wohl kaum weitere kommerzielle Designer auf die Idee kommen werden, diesen etwas unspektakulären Platz nachzubauen. Doch mehr dazu unter Weiterlesen.

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Fakten vorab

Der Flughafen von Alta fußt auf einer Luftwaffenbasis aus den 1940er Jahren, doch erst nach einem grundlegenden Aufbau in den 1960er Jahren wurde die zivile Luftfahrt in der nördlichsten Provinz Norwegens – Finnmark – salonfähig. Nachdem der schmächtige Platz bereits in den 1990er Jahren zu klein für den aufkommenden Tourismus und vor allem den norwegischen Binnenverkehr wurde, gelang es erst 2007, ein hinreichend ausgebautes neues Terminal sowie eine grunderneuerte Infrastruktur in Betrieb zu nehmen. Im Jahr 2014 wurden immerhin ca. 360.000 Passagiere befördert, da ist eine 2200m lange Landebahn sicher angemessen, tummeln sich hier doch hauptsächlich Widerøes kleine Dash sowie SAS’ und Norwegian’s 737.

Die Szenerie gibt’s bei Aerosoft für 17,95€ als Download für den FSX, FSX:SE, sowie Prepar3D V3. Mitgeliefert wird ein gutes Szeneriekonfigurationstool, sowie ordentliche Karten und ein kurzes Manual. Ausstattungstechnisch ist also alles dabei, was man sucht.

Die Umgebung

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Norwegische Szenerien können mit Hinblick auf die Umgebung eigentlich immer fantastisch sein, und so ist es auch hier. Bei der fotorealen Umsetzung eines behutsam gewählten Umkreises rund um den Flughafen wurde sehr gute Arbeit geleistet. Brücken, Straßen, Hausplatzierungen und vor allem die tolle Felsküste, die man beim Anflug zwangsläufig näher unter die Lupe nimmt, überzeugen und wirken insbesondere bei Verwendung von FTX Norway sehr gut in die Umgebung implementiert. Klar, sichtbare Szenerieübergänge sind wohl nie ganz zu vermeiden, aber insgesamt ist die Einbettung doch sehr gelungen. Besonders schön ist die Darstellung des Mündungsbereiches des Altaelv (ein toller Lachsangelfluss im Übrigen), der sich zwischen seichten Kiesbänken hindurch in den riesigen Altafjord ergießt.

Überhaupt sind die Modellierung des Küstenverlaufs und der seichten Gewässer rund um das teils angeschüttete Airportgelände eine echte Augenweide. Blick man genauer auf die Umgebung, gibt es natürlich auch Schwächen: so sind einige Häuser der Stadt Alta von Bäumen durchwachsen und ihre Fassadentexturen mitunter willkürlich gekantet. Ein bisschen störend ist, dass doch einige teils auch größere Gebäude, die auf dem Fotountergrund klar erkennbar sind, plastisch nicht umgesetzt wurden und insbesondere, dass Fahrzeuge auf den Luftbildern nicht wegretouchiert wurden – dies ist aber sicher eher ein Manko für Tiefflieger!

Nachts macht die Umgebungsszenerie einen völlig durchschnittlichen Eindruck, man findet die üblichen matten Lichtkegel unter leider fehlenden Straßenlaternen, nett wäre ein volumetrischer Schein sowohl über Flughafen als auch über der Stadt gewesen, denn selbst kleinste norwegische Ortschaften sind in der dunklen Jahreszeit weitaus heller illuminiert, als mancher Mitteleuropäer das glauben mag. Auch der Winter, immerhin sehr prägend hier oben, kommt mit platten Weißtexturen daher. Leider liegt auf keinem einzigen Hausdach in der Stadt Schnee – schlechte Wärmedämmung norwegischer Holzhütten?

Der Flughafen

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Eins vorab – der Flughafen von Alta ist im Original gestalterisch einer der unspektakulärsten Plätze Norwegens, abgesehen von einem waschechten Fjordapproach. So blieb dann auch den Designern nur wenig Auswahl an plastischen Objekten. Die Landebahn selbst weist gut aussehende Alterungsrisse im Beton auf und ihre Befeuerung entspricht dem Vorbild – man darf hier kein Feuerwerk wie in Stockholm oder Oslo erwarten. Die wenigen Taxiways sind korrekt platziert, allerdings sind die Grastexturen im Sommer etwas mau, im Winter aber ganz ansehnlich.

Das 2007 eröffnete neue Terminal ist eher karger Natur, dafür aber so gut wie möglich nachgebildet und mit schöner, wenn auch nüchterner Inneneinrichtung versehen. Erwähnenswert sind etwas stelzbeinig herumlaufende Mitarbeiter, sowie einige wenige statische Flugzeuge und Kleintransporter, die der Tristesse zwischen den Starts und Landungen etwas beizukommen versuchen. An den sonstigen Gebäuden des Platzes gibt es nette Details wie Paletten, Mülleimer etc., die Vorfeldtexturen wirken authentisch und der öffentliche Zufahrtsbereich zum Flughafens ist korrekt, wenn auch etwas verschwommen modelliert. Richtig gut sieht der Tower aus, der sogar eine Innenausstattung abbekommen hat – leider fehlen die Fluglotsen – die wären doch noch drin gewesen, oder?

Nachts ist der Platz sehr dunkel und die plastische Vorfeldbeleuchtung schafft es nicht, eine wirksame Atmosphäre zu erschaffen. Noch dazu gibt es seltsame, scheinbar hell beleuchtete Streifen eben an jenen Stellen des Vorfeldes, die eigentlich am wenigsten ausgeleuchtet sein müssten. Das Terminal erstrahlt nachts in einem warmen, ansehnlichen Gelbton und vor allem die sich bewegenden Fahrzeuge haben eine schicke Lichtdarstellung abbekommen.

Im Winter ist der Platz schlicht weiß und man findet hier die übliche, halbherzig gepuderte Textursoße, die auch das kürzlich erschienene Stockholm Arlanda etwas in Mitleidenschaft gezogen hat. Alles wirkt etwas zu gut gefegt und etwas wenig winterlich, sondern eben nur weiß. Immerhin haben die Flughafengebäude ein paar Schneehauben bekommen und an einigen Ecken liegt auch etwas zusammengekehrtes herum. Aber dies in der Produktbeschreibung als 3D-Schnee anzupreisen, wirkt doch etwas übertrieben.

Die Performance

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Da die fotoreale Gestaltung der unmittelbaren Flughafenumgebung flächenmäßig im vernünftigen Rahmen gehalten wurde und es sich ja auch um einen eher kleinen Platz handelt, fallen die Performancewerte vergleichsweise moderat aus. Sicher wird jeder ein bisschen mit dem Konfigurator rumprobieren müssen, denn nicht jedes System verträgt die dort einstellbaren „Ultra“-Werte. Aber alles in allem sollte man hier keine sonst unerklärbaren Framerateverluste bekommen.

Das Fazit

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Der Flughafen von Alta ist ein nüchterner, zweckmäßiger und wenig überraschender Platz – was seine Gestaltung von Jo Erlend Sund und Simen Nygaard in keiner Weise diskreditieren soll. Nichtsdestotrotz ist die Szenerie Alta X ein Sammelobjekt, ein Must-Have in der Kiste derjenigen, die ihr FTX Norway oder ihr NSXIII aufpeppen wollen und bei aller Langeweile auf dem Gelände selbst bieten sich doch in jedem Fall dem virtuellen Piloten ein wunderschöner Approach sowie eine authentische Umgebungsdarstellung. Wer also seine Destinationen erweitern will und mit einer Darstellung klarkommt, die der kargen nordnorwegischen Realität entspricht, der kann bedenkenlos zuschlagen. Am Rande sei an dieser Stelle der sehnliche Wunsch des Autos geäußert, vielleicht in einem kommenden Update noch Polarlichter (a la FSDG’s Greenland Nuuk) zu implementieren. Dies würde eine wörtlich strahlende Bereicherung des Produktes bedeuten.

Entwickler:Jo Erlend Sund, Simen Nygaard
Lizenz:Payware
Preis:17,95€
Erscheinungsjahr:2016
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D v3
Produktseite:Aerosoft Shop

Pro

  • sehr schöne Umgebungsszenerie
  • tolle fotoreale Küstenlandschaft garantiert unvergessliche Anflüge
  • korrekte Flughafendarstellung mit schönem Terminal und etwas Vorfeldleben

Contra

  • Nachtausleuchtung eher durchschnittlich
  • Winterdarstellung für norwegische Verhältnisse zu monoton

Auszeichnungen

– keine

Jens Leuteritz für flusinews.de

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Testsystem

Computer: Desktop-PC
Hersteller: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 7 Home Premium, 64bit
verwendete Flusi Version: FSX, SP II
Mainboard: MSI MS-7693
Prozessor: AMD FX(tm)-6300 Six-Core Processor, 3,5 Ghz
Arbeitsspeicher: 8192MB RAM
Grafik: AMD Radeon R9 200 Series
Festplatte (OS): Adata SP900 SATA, 120GB
Festplatte (FSX): WDC WD10 EZEX-00BN5A0 SATA, 1TB

Weitere HD-Bilder

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Autor

Mein Name ist Jens Leuteritz und ich bin seit Anfang 2015 bei flusinews.de dabei. Meine Flugsimulatorlaufbahn teilt sich in zwei Abschnitte auf: Als Jugendlicher fesselten mich vor allem der FS2002 und der FS9, und nach etlichen Jahren fliegerischer Abstinenz stieg ich dann 2014 mit dem FSX und zahlreichen Add-Ons wieder voll ins „Geschäft" ein. Die Fülle an Szenerien und professionellen Fliegern, aber auch die riesige Community reizten mich, die Erfahrungen anderer Nutzer nicht nur zu konsumieren, sondern selbst mit Tests und Reviews zum Auskommen der Szene beizutragen. Um meine Brötchen zu verdienen, arbeite ich nach dem Studium mittlerweile als Fahrdienstleiter bei der DB Netz AG und gebe, wie es im Jobportal heißt, „Zügen Regieanweisungen“. Im Flightsimulator reizen mich vor allem die Landschaftsdarstellungen der nördlichen Hemisphäre, die ich immer wieder mit großen und kleinen Fliegern unter die Lupe nehme. Von hochdetaillierten Airlinern und virtuellen Airlines habe ich mich mittlerweile aufgrund der schwachen Performancestruktur des FSX distanziert und bin nun fast nur noch als GA unterwegs.

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