Nicht ohne Grund galt der alte Flughafen von Quito als einer der gefährlichsten Airports der Welt. Spannende Anflüge im Hochgebirge, hinweg über die Dächer der eng bebauten Innenstadt, darauf lässt die neuste Szenerie Approaching Quito“ von Aerosoft und A-Flight hoffen. Warum das Produkt trotz einiger guter Ansätze letztendlich doch nicht so richtig überzeugen kann, haben wir in diesem Add-On Check zusammengetragen.

- Anzeige -

Fakten vorab

Approaching Quito kostet im Aerosoft Shop 22,95€ und kann ausschließlich als Download erworben werden. Entwickelt wurde die Szenerie von A-Flight, kompatibel ist sie zum FSX, FSX:SE und Prepar3D v3. Nach der Installation, welche die Eingabe von E-Mail und Seriennummer erfordert, kann über ein Konfigurator-Tool ausgewählt werden, ob man FSGlobal oder ein das Default Mesh installiert hat.

Darüber hinaus können FSX-Benutzer entscheiden, ob sie lieber vollständiges Autogen oder eine funktionsfähige Runway-Beleuchtung haben möchten. Das Handbuch geht auf die grundlegenden Punkte wie die Installation und die Systemvoraussetzungen ein, ein Appendix behandelt das Fliegen auf einer hohen Dichtehöhe und gibt sinnvolle Tipps wie „Schmeißen Sie die Kiste Bier und die Schwiegermutter raus!“ Charts sucht man aber leider vergeblich.

Von 1960 an bediente der Aeropuerto Internacional Mariscal Sucre (SEQU) die ecuadorianische Hauptstadt Quito, bis er im Jahr 2013 geschlossen und von dem östlich gelegenen Neubau abgelöst wurde. Auf dem Gelände mitten in der Innenstadt Quitos befindet sich jetzt ein Park. Aufgrund der besonderen Lage von ca. 9.200 Fuß (2,8km) über dem Meeresspiegel und der dichten Bebauung der Innenstadt sowie der abschüssigen Runway galt der Flughafen als einer der am schwierigsten anzufliegenden Airports weltweit. So kam es immer wieder zu schweren Zwischenfällen, meistens rutschten Flugzeuge von der Landebahn ab.

Der FlughafenAerosoft_Approaching_Quito_AOC_Bild_37s

Was gleich beim ersten Flug über Quito auffällt, sind die wirklich erstklassigen Texturen von Start- und Landebahn, den Taxiways sowie dem Vorfeld. Nicht nur die Markierungen sind äußerst authentisch – auch Risse und Spuren von Schmutz wurden penibel eingearbeitet, sodass ein wirklich überzeugendes Bild entsteht. Hier und da sieht der Reifenabrieb allerdings etwas arg gekünstelt aus.

Auch die Gebäude wissen zu überzeugen, besonders das Terminal macht einen guten Eindruck. So sind die Texturen hier besonders scharf gestaltet – selbst Warnschilder mit der Aufschrift „No Fumar“ können problemlos gelesen und somit auch beachtet werden. In der Schärfe nicht ganz so brillant, dafür schön kontrastreich sind die Texturen der restlichen Infrastruktur. So stellt man sich einen südamerikanischen Flughafen vor – die Farben sind überaus stimmig. Sehr schön sind auch die Hütten mit ihren Wellblechdächern. An der Modellierung gibt es grundsätzlich nichts zu beanstanden, allerdings wurde auf eine Nachbildung des Terminal-Inneren verzichtet.

Die Ränder der Taxiways sind versehen mit kleinen Lämpchen und Taxiway-Schildern. Leider sucht man das mittlerweile doch zum Standard gewordene 3D-Gras am virtuellen Flughafen Quito vergeblich.

Aerosoft_Approaching_Quito_AOC_Bild_40s
Wer im FSX eine funktionsfähige Runway-Beleuchtung haben möchte, der muss Kompromisse eingehen: Das Autogen fehlt dann eben teilweise.

Nicht weniger aussichtlos erscheint die Suche nach Leben auf dem Airport: Dieser wirkt nämlich komplett ausgestorben. Zwar wurden gelegentlich einige Gepäckwägen, Frachtcontainer oder Fahrzeuge platziert, diese können aber kaum etwas Leben in die Bude bringen. Animierte Fahrzeuge fehlen, ebenso animierte Jetways. Auch ein paar statische Flugzeuge wären schön gewesen. So aber herrscht im virtuellen Quito eine Atmosphäre wie auf einem Geisterflughafen.

In der Nacht gibt sich der Airport angenehm beleuchtet, das Vorfeld ist dezent illuminiert, die Nachttexturen der Gebäude sind gelungen. Allerdings fehlt hier der Lichtschein der Flutlichtstrahler. Die Beleuchtung der Taxiways ist im Grunde kaum existent, und die Runwaylichter funktionieren im FSX nur, wenn man im Konfigurator vorher ausgewählt hat, dass ein Teil des Autogens im Anflug auf die 17 deaktiviert wird. Die Begründung, dass dies aufgrund einer FSX-Limitation nicht anders möglich sei, überzeugt nicht.

Die Umgebung

Aerosoft_Approaching_Quito_AOC_Bild_47s

Leider ist die Nachbildung der Umgebung eher enttäuschend. So ist lediglich das direkt an den Airport angrenzende Industriegebiet mit enthalten, das war’s dann auch schon.

Zugegeben: Dieses Industriegebiet ist wirklich nett gestaltet, die Häuser sind in einem südamerikanischen Stil gehalten. Auch die Mauer um das Flughafengelände wurde nicht vergessen, auf dem Parkplatz stehen einige Fahrzeuge. Immerhin wurde das Gebiet rund um Quito herum mittels Landclass überarbeitet, sodass sich der Flughafen wenigstens relativ schön in die Umgebung einfügt. Warum man hier aber die Chance verpasst hat, das gesamte Stadtgebiet detailliert nachzubilden, um dann unvergessliche Anflüge zu ermöglichen, ist nur eine der Fragen, welche beim Testen von Approaching Quito auftauchen.

Ein weiteres Rätsel bleibt das enthaltene Mesh: Dieses kann nämlich nur von FS Global Nutzern verwendet werden. Wer dieses Produkt oder ein vergleichbares Add-On nicht besitzt, schaut in die Röhre. Dann kann das „handgezeichnete[…] Höhenmesh, um Hügel und Steigungen nördlich der Runway 17/35 realistisch dar[zu]stellen“ nämlich nicht verwendet werden. Findige Entwickler hätten ein Mesh beigelegt, das unabhängig von installierten (oder nicht installierten) Drittprodukten für alle Benutzer dasselbe Bild ergibt. Das wurde hier allerdings nicht getan, und so kann man froh sein, dass es mit dem Free Mesh X eine kostenlose Alternative zu FSGlobal gibt, die im Zusammenspiel mit Quito zu überzeugen weiß. Denn mit dem FSX-Default-Höhenmesh ist Quito von der Darstellung her eine wahre Enttäuschung: Die Umgebung erinnert nicht an die Anden, sondern eher an ein deutsches Mittelgebirge.

Die Performance

Aerosoft_Approaching_Quito_AOC_Bild_21s

In Anbetracht der Tatsache, dass die Nachbildung der Umgebung äußerst stiefmütterlich behandelt wurde und am Flughafen weder eine große Anzahl an 3D-Objekten, noch aufwendige Animationen vorzufinden sind, verwundert es nicht weiter, dass Approaching Quito äußerst performant ist. Performance-Probleme dürfte hier keiner erwarten.

Das Fazit

Leider fällt das Testergebnis relativ ernüchternd aus. Trotz wirklich sehr guten Ansätzen – den Asphalt-Texturen sowie den Gebäuden – zündet diese Szenerie einfach nicht. Das liegt besonders an viel zu viel Verzicht und nicht einmal unbedingt an schlechter Arbeit. Es gibt nun einmal Features, die müssen im Jahr 2016 einfach enthalten sein, und das erst recht bei einem Preis von fast 23 Euro. Diese Features – eine Umsetzung der Umgebung sowie Leben auf dem Flughafen – fehlen hier aber. Und deshalb möchten wir die Szenerie auch nur denen empfehlen, die schon lange auf eine Umsetzung gewartet haben und Quito unbedingt virtuell anfliegen wollen.

Entwickler:A-Flight
Lizenz:Payware
Preis:22,95€
Erscheinungsjahr:2016
FS-Version(en):FSX, FSX:SE, Prepar3D v3
Produktseite:Aerosoft Shop

Pro

  • gelungene Texturen für Runway, Taxiways und Vorfeld
  • detaillierte Nachbildung der Gebäude
  • überwiegend scharfe und kontrastreiche Texturen
  • Performance ist super

Contra

  • Flughafen wirkt leblos – keine Animationen
  • Umsetzung der Runwaybeleuchtung ist mangelhaft (FSX)
  • Taxiway-Lichter in der Nacht quasi nicht existent
  • Stadtgebiet ist nicht vorhanden, stattdessen Landclass-Anpassung
  • enthaltenes Mesh kann nur in Verbindung mit FSGlobal o.Ä. verwendet werden

Auszeichnungen

-keine

Frank Kuhn für flusinews.de

Meinung dazu? – Direkt zu den Kommentaren springen.

Testsystem

Computer-Art: Desktop-PC

Hersteller, Produktbezeichnung: HP, Pavillion Slimline
Betriebssystem: Windows Vista Home Premium 64 Bit, Direct X9/X10
verwendete Flusi Version: FSX Gold

Prozessor: Core 2 Duo E7400 2x 2.80GHz
Arbeitsspeicher: 8GB
Grafik: NVidia GeForce GT 220
Festplatte: 640GB SATA 3,0 GB/Sekunde

Weitere HD-Bilder

[tribulant_slideshow gallery_id=“57″]
Autor

Hallo, ich bin Frank und schreibe seit 2011 für flusinews.de. Damals war unsere Website ein kleines Hobbyprojekt, heute eine wichtige Stimme in der Flugsimulator-Szene – auch wenn wir immer noch in unserer Freizeit schreiben. Auf flusinews.de kümmere ich mich um alles, was irgendwie mit Inhalten zu tun hat. Am liebsten schreibe ich ausführliche Hintergrundberichte über Themen, welche die Szene bewegen.

Anmerkung dazu? Schreibe hier einen Kommentar.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Tagesaktuelle Nachrichten zur Flugsimulation findest du derzeit im Flusiboard.
close