Mit Dolomiti 3D hat der italienische Entwickler Frank Dainese erstmals eines seiner Großprojekte als Payware veröffentlicht. Und zwar nicht für den FSX, sondern für X-Plane 10.52 – mit X-Plane 11 funktioniert die Szenerie aber auch. Dass wir uns das neuste Werk des passionierten Berg-Liebhabers einmal näher ansehen, ist da eigentlich selbstverständlich. Im Test stellt sich Dolomiti 3D als in großen Teilen wahnsinnig detaillierte Gebirgsszenerie heraus, die konstruktionsbedingt aber auch ein paar eindeutige Schwächen zeigt. Alles Weitere dazu jetzt im flusinews.de Add-On Check!
Fakten vorab zu Dolomiti 3D
Dolomiti 3D kann derzeit nur auf der Website des Flight Simulator Center (FSC) Italien gekauft werden und kostet ohne Mehrwertsteuer 68€. Der Endpreis beträgt also knapp 83 Euro und ist damit ziemlich hoch. Nach dem Kauf müssen rund 16 Gigabyte an Daten heruntergeladen werden, entpackt ist die Szenerie knapp 24GB groß. Wer nur eine schwache Internetverbindung besitzt, kann die Szenerie auch auf einem USB-Stick erwerben, das kostet dann 83€ (zzgl. MwSt).
Einen Installer gibt es nicht, stattdessen wird empfohlen, den eigenen Custom-Scenery-Ordner umzubennen (z. B. in „Custom Scenery off“) und dann einfach den Ordner von Dolomiti 3D ins X-Plane-Hauptverzeichnis zu verschieben. So sollen Hardware-Ressourcen gespart werden. Das funktioniert problemfrei, allerdings können die anderen Add-On Szenerien dann natürlich nicht mehr verwendet werden. Eine alternative Installationsmethode wird im beiliegenden Handbuch, das 22 Seiten umfasst, leider nicht beschrieben. Vermutlich ist es jedoch auch möglich, die 42 Ordner der Szenerie in den normalen Custom-Scenery-Ordner zu verschieben, sofern man auf die korrekte Reihenfolge achtet.
Die Dolomiten
Bereits nach dem ersten Testflug, der von Bolzano aus in Richtung Osten führt, ist klar: Dolomiti 3D ist ganz großes Kino. Die fotorealen Bodentexturen sind gut aufgelöst und haben eine überaus angenehme Farbgebung mit ausreichend Kontrast sowie einer ordentlichen Sättigung, beinhalten jedoch X-Plane-typisch nur den Sommer. Im Stadtgebiet von Bolzano finden wir eine äußerst dichte Bebauung vor, die aber nichts mit Autogen gemein hat. Vielmehr handelt es sich um von Hand erstellte und platzierte 3D-Objekte, die sich exakt in das Terrain einfügen. So sind dann natürlich auch Sehenswürdigkeiten wie der Piazza Walther und das Castello Mareccio in Bolzano und das Castello del Buonconsiglio in Trento enthalten. Dies sorgt für eine wirklich einzigartige Qualität der Darstellung und setzt sich fort bis in die kleinen Bergdörfer Südtirols mit ihren charakteristischen Holzdächern, den Kirchen und Glockentürmen.
Hochspannungsleitungen und Skilifte verlaufen dort, wo man sie auch in der Realität vorfinden würde. Auf Parkplätzen stehen Autos, die Dichte der Vegetation entspricht den korrespondierenden Bodentexturen. Manch ein Benutzer könnte sich womöglich an den „aufgeklebten“ Straßen stören. Schlussendlich ist die Art, wie diese in X-Plane zusammen mit Fotoszenerien dargestellt werden, aber Geschmackssache und beeinträchtigt das Gesamtbild nicht merklich.
Kommen wir nun zum Herzstück von Dolomiti 3D, den Bergen. Bereits bei seinen FSX-Szenerien setzte Frank Dainese schon nicht mehr auf die übliche Kombination aus einem detaillierten Mesh sowie hochaufgelösten Fototexturen. Bei dieser Methode gibt es nämlich fast immer Probleme mit unschönen Schatten und einer unzureichenden Auflösung der Luftbilder an den Steilhängen, da in der Regel von oben fotografiert wird. Stattdessen bildet er die Gipfel lieber als 3D-Modell nach und platziert diese dann im Flugsimulator, was zu einer deutlichen Verbesserung der Darstellungsqualität im Hochgebirge sorgt.
Die steilen Riffe aus Kalkstein und Dolomit ragen eindrucksvoll in die Luft, am Boden liegen saftig grüne Almen. Scharf aufgelöst und frei von Schatten sind die Steilhänge, und durch das Beleuchtungssystem von X-Plane 11 sind die Gipfel je nach Wetterlage und Tageszeit anders ausgeleuchtet. So ein umwerfendes Gebirgspanorama im Flugsimulator hat es sicherlich noch nicht gegeben. Man muss schon sehr nah an die Gipfel heranfliegen, bis man die etwas gröbere Struktur der Modelle erkennt und die Texturen leicht unscharf wirken. Frank Dainese hat hier exzellente Arbeit geleistet.
Leider wurde nicht die gesamte Fotoszenerie mit Häusern und Vegetation ausgestattet, sondern nur das Gebiet nahe der Gipfel – das sind rund 5.000km². Folglich ergibt sich da ein recht harter und unschöner Übergang, der laut Handbuch jedoch „Überlappungen und falsche Platzierungen“ verhindern soll. Dadurch wirkt die Szenerie, so schön sie ist, leider etwas unfertig. Schade, dass hier nicht wenigstens OSM-Autogen hinzugefügt wurde.
Flugplätze und Heliports
Neben den Dolomiten mitsamt Städten und Bergdörfern hat Frank Dainese auch noch die vier Flugplätze Trento Mattarello (LIDT), Bolzano (LIPB), Cortina (LIDI) und Dobbiaco (LIVD) umgesetzt. Dazu kommen zahlreiche Heliports an Krankenhäusern, Flugrettungsstandorte sowie einige fiktive Landeplätze direkt bei den Gipfeln.
Die Qualität ist auf allen Plätzen ansehnlich, wenn auch nicht übermäßig detailliert. Klar, der Fokus dieser Szenerie liegt schließlich auf den Dolomiten. Alle Gebäude besitzen ein adäquates 3D-Modell und angenehm aufgelöste Texturen. Statische Flugzeuge und Gepäckwägen, Feuerwehrfahrzeuge sowie Anhänger mit Segelflugzeugen zieren das Vorfeld. Leider folgen die Start- und Landebahnen weder den Geländekonturen – diese Funktion soll laut Handbuch sogar explizit deaktiviert werden (!) –, noch wurden die Bodenpolygone für X-Plane 11 konvertiert. Deshalb gibt es keine Reflexionseffekte auf dem Boden.
Die Performance
Bereits im Vorfeld gab es in der Community Bedenken bezüglich der Performance von Dolomiti 3D, was hinsichtlich des hohen Detailgrades auch nicht verwundert. Tatsächlich zeigt sich im eigenen Flugsimulator, dass die Szenerie zunächst einmal für professionelle Zwecke erstellt wurde und deshalb einen wirklich starken Rechner benötigt. Bei maximalen Einstellungen ist ein flüssiger Ablauf selbst mit dem relativ starken Testsystem unmöglich, insbesondere in den hochdetaillierten Städten Bolzano und Trento.
Schraubt man den Regler „Number of World Objects“ um eine Stufe herunter, sieht das aber schon ganz anders aus. Im urbanen Gebiet kratzt die Bildwiederholungsrate zwar immer noch am unteren Ende (ca. 20FPS), ein flüssiger Ablauf ist jedoch gewährleistet. In den weniger dicht besiedelten Gegenden der Dolomiten sind dann auch Bildwiederholungsraten von 30-40FPS keine Seltenheit, gemessen mit der Cessna 172 (X-Plane 11 Standard), der vFlyteAir PA-30 Twin Comanche sowie der kostenlosen Bell 429. Performance-intensivere Fluggeräte wie die ASDG PA-18 Super Cub bereiten dann aber doch Probleme – wobei das auch eher am Flugzeug und weniger an der Szenerie liegen mag. Möglicherweise wäre es sinnvoll gewesen, einen Szenerie-Konfigurator zu erstellen, mit dem dann der Detailgrad angepasst werden kann.
Das Fazit
Dolomiti 3D von Frank Dainese für X-Plane 11 bringt uns hunderte Postkartenmotive direkt in den Flugsimulator. Der leidenschaftliche Italiener hat hier eine Add-On Szenerie erstellt, die in Sachen Detailgrad alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt. Selten hat es so viel Spaß gemacht, in den Bergen zu fliegen und dabei die von der Abendsonne angeleuchteten Steilhänge zu bestaunen.
Auf der anderen Seite haben wir es mit einer sehr teuren Szenerie zu tun, folglich darf ein gewisser Grad der Perfektion erwartet werden. Dies ist im sorgfältig ausgearbeiteten Kerngebiet rund um die Dolomiten gegeben, nicht aber, wenn es um die Randgebiete geht. Zudem fällt negativ ins Gewicht, dass sich die Start- und Landebahnen nicht dem Gelände anpassen – in X-Plane 11 eigentlich ein No-Go. Außerdem wird für den flüssigen Ablauf ein sehr starkes System vorausgesetzt. Das drückt die Endbewertung leider auf vier von fünf möglichen Sternen.
Entwickler: | Frank Dainese |
Lizenz: | Payware |
Getestete Version: | 1.0 |
Preis: | 68,00€ (ohne Mehrwertsteuer) |
Erscheinungsjahr: | 2017 |
FS-Version(en): | X-Plane 10, X-Plane 11 |
Produktseite: | Flight Simulator Center (FSC.it) |
Pro
- Dolomiten-Feeling im Flugsimulator
- schöne Fototexturen
- detaillierte Berge als 3D-Modell
- von Hand platzierte Häuser und Gebäude
- hohe Gebäudedichte
- viele Landmarken
- Flughäfen und Heliports enthalten
Contra
- hoher Preis
- starkes System vorausgesetzt
- kein Autogen in den Randgebieten
Zusammenfassung
Kurzfassung
Die Szenerie Dolomiti 3D für X-Plane setzt Maßstäbe, wenn es um die realistische Darstellung von Berglandschaften im Flugsimulator geht. Allerdings wird ein starker Rechner vorausgesetzt, zudem fehlt es in den Randgebieten gänzlich an Autogen.
Auszeichnungen
-keine
Frank Kuhn für flusinews.de
Meinung dazu? – Direkt zu den Kommentaren springen.
Testsystem
Computer-Art: Desktop-PC
Hersteller, Produktbezeichnung: Eigenbau
Betriebssystem: Windows 10 Home, 64bit
verwendete Flusi Version: X-Plane 11.05
Mainboard: ASRock Z170 Gaming K4
Prozessor: Intel Core i7-6700k @4×4,2GHZ
Arbeitsspeicher: 16GB DDR-4 (2x 8GB)
Grafik: NVIDIA GeForce GTX 1060 6GB
Festplatte (OS): Intenso SSD Sata III
Festplatte (X-Plane 11): Crucial_CT500MX200SSD1
Bisher immerhin 1 Kommentar. Besser als nichts.
schöner Bericht.
Danke